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Am Weg des Dialogs bleiben

Mittwoch, 22. Jänner 2014

Im Jänner 2004, also vor zehn Jahren, gab der damalige Wiener Weihbischof DDr. Helmut Krätzl bei seiner Visitation der Ottakringer Pfarren den Anstoß, mehr in Kontakt mit andersgläubigen Nachbarn zu treten. Nun blickte man gemeinsam mit dem Bischof dankbar auf ein Jahrzehnt positiv gelebter Nachbarschaft, v.a. zwischen Pfarren und Moscheen des 16. Wiener Gemeindebezirks zurück. Am Mittwoch, 22.01.2014 stellte eine gemeinsame Dankmesse mit dem emeritierten Weihbischof Krätzl in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kapelle der Familienkirche von Neuottakring den Auftakt dar. Dabei wurde Gott für 10 Dialogjahre gedankt und auch für alle Menschen gebetet, die weltweit wegen ihrer Religion Verfolgung erfahren.

Danach versammelten sich Christen, Muslime, interessierte Gäste und politische Vertreterinnen aus dem Bezirk und darüber hinaus - wie etwa die mit Ottakring verbundene Nationalratsabgeordnete Nurten Yilmaz - im Neuottakringer Pfarrsaal zu einer Festveranstaltung. Weihbischof Krätzl strich in seiner Festrede die Freude darüber heraus, dass sein seinerzeitiger Visitationsimpuls auf diese ergiebige Weise aufgegriffen wurde und nachhaltig zu vielen Begegnungen zwischen christlichen und muslimischen Gemeinschaften in Ottakring führte. Er betonte zugleich ausführlich die schwierigen Rahmenbedingungen, die Ängste und Vorurteile von Menschen und wie Not es tut, dass die Kirche ihrer Rolle "Einheit und Liebe unter den Menschen und Völkern zu stiften", gerade auch durch den interreligiösen Dialog, nachkomme. Mit Blick auf die vor 50 Jahren im 2. Vatikanischen Konzil gelegten Grundlagen verdeutlichte Krätzl, dass es in einem Dialog auf Augenhöhe mit Anderen um das Bewusstmachen gehe, dass wir alle denselben einen Gott verehren, selbst wenn wir dies in verschiedenen Weisen tun. Somit gehe es primär nicht um die Frage von Wahrheit, sondern den Respekt vor der Gewissensentscheidung der Anderen und die Neugierde, wie diese ihr Leben aus dem Glauben heraus gestalten. Ferner betonte er die dem Dialog innewohnenden Bezugslinien zu gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen und führte konzise aus, dass Toleranz nicht ein gegenseitiges Nichtwehtun bedeuten kann, sondern aktives Achten und Anerkennen des Anderen in seiner Andersheit und begegnungsoffenes Aufeinanderzugehen. Integration bedeute somit ein Außerstreitstellen der grundsätzlichen Rechtsordnung eines Staates bei gleichzeitiger Erhaltung der kulturellen und religiösen Identität, die positiv in die Gesellschaft einzubringen letztlich eine Bereicherung des Gemeinwohls darstellen kann. Er dankte allen, die in Ottakring konkret zu diesem erfolgreichen Dialogweg beitragen und ermutigte, ihn auch in den nächsten Jahren weiter zu vertiefen.

Mag. Wolfgang Bartsch, römisch-katholischer Dialogverantwortlicher Ottakrings und Koordinator des "Religionenforum Ottakring", eröffnete im Rahmen der Feier eine kleine Fotoausstellung über die Aktivitäten der letzten zehn Jahre. Dabei dankte er für alle Unterstützungen und formulierte zwei Wünsche: Erstens, dass interreligiöser Dialog weiter ein "konstruktives Zeichen des Widerspruchs" bleibe - des Widerspruchs gegen persönlich-innere Tendenzen der Selbstgenügsamkeit bzw. der Angst gegenüber dem Fremden, des Widerspruchs gegen Abschottungstendenzen und religiöse Rigorosität in Religionsgemeinschaften und schließlich des Widerspruchs gegenüber (gesellschafts)politischen Entwicklungen wie des Auseinanderdividierens von Gruppierungen, der Entsolidarisierung bzw. der Ansicht, Religion könne in einer demokratischen Gesellschaft reine Privatsache sein. Interreligiöser Dialog ist hier nicht ein Widerspruch im Sinne von Verweigerung, sondern ein konstruktiver Beitrag zu einer positiven Grundhaltung, die den genannten Entwicklungen entgegentritt. Als Zweites wünschte sich Bartsch, dass der interreligiöse Dialog in Ottakring als nun schon "10 Jahre alt gewordenes Kind" zunehmend lerne, auf selbstständigen Beinen zu stehen und es immer weniger eines "Dialog-Alleinunterhalters" zum Anstoßen von Initiativen brauche, sondern sich ein Selbstverständnis des direkten Kooperierens zwischen unterschiedlichen religiösen Institutionen des Bezirks herausbilde. Mit einem musikalischen Beitrag auf der Rohrflöte (Ney) durch Imam Fatih Toygun bzw. einem muslimischen und christlichen Gebet endete der formale Teil und es bestand bei einem Buffet Raum für Gespräch und Begegnung.

Als Zeichen der internationalen Solidarität wurden Spenden zur konkreten ärztlichen Hilfe für einen durch Bombensplitter verletzten jungen Muslimen aus Gaza gesammelt, der erst vor wenigen Tagen in Wien operiert wurde. Herzlichen Dank an alle für ihre großzügigen Beiträge.

Text: Wolfgang Bartsch
Fotos: Karl Bartsch und Uschi Meißl

Gottesdienstzeiten

Täglich um 18:30 Uhr

Samstag und vor Feiertagen: 18:30 Uhr Vorabendmesse

Sonn- und Feiertag: 09:30 und 18:30 Uhr

Jeden Sonntag 12:00 Messe nach byzantinischem Ritus

Beichtgelegenheit: Sonntag vor der 9:30 Messe, Donnerstag 19:00 bis 19:30 Uhr

Rosenkranz: täglich 17:45 Uhr

Eucharistische Anbetung: Donnerstag 19:00 – 19:30 Uhr

© Pfarre Neuottakring

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