In Vielfalt und gutem Willen versammelt
Montag, 20. September 2010
Ein milder Septemberabend in Wien-Ottakring. Die letzten Sonnenstrahlen sind dahin, der Marktbetrieb ist für heute vorbei, das Brunnenviertel gehört den Nachtschwärmern. Und heute nicht nur ihnen: An der Ecke Brunnenmarkt/Yppenplatz haben sich Menschen vor einem Podium versammelt. Um zu beten. Aus den Lokalen rundherum dringt leise Musik und Gespräch, Radfahrer und Fußgänger passieren den Platz, Hunde bellen, ein Gebläse einer Markthalle heult auf, Spitzenkandidaten grinsen von nahen Dreiecksständern, der Mond erscheint am Abendhimmel, ein Kehrwagen der städtischen MA 48 brummt vorbei - und mittendrin: Frauen und Männer, Jung und Alt, Christen und Muslime, die zusammengekommen sind, um für eine gedeihliche Zukunft Wiens zu beten.
Imam Zekiri rezitiert eine Koransure und unterstreicht die Mitverantwortung aller für ein gutes Zusammenleben; Diakon Watzeck erinnert anhand einer Bibelstelle an die Wichtigkeit, gerade auch für die politischen Verantwortungsträger zu beten. Eine muslimische und eine christliche Frau tun dies in ihren vorbereiteten Bittgebeten.
Und als optische Mitte des Ganzen ein bunter Blumenstrauß - gebildet während dieser Gebetsversammlung aus den einzelnen Blumen, die von den Versammelten zu stimmungsvollen Klängen der Rohrflöte zur Vase getragen worden sind.
"Diese Gebetsversammlung 'Setz ein Hoffnungszeichen!' soll bewusst im Wiener Gemeinderatswahlkampf 2010 daran erinnern, dass weder Auseinanderdividieren noch Schönrederei das gesellschaftliche Leben weiterbringen", formuliert Mag. Wolfgang Bartsch vom organisierenden 'Religionenforum Ottakring', "Vielmehr kann echte Entwicklung nur durch die innere Wandlung der menschlichen Herzen gelingen, zu der es meines Erachtens ganz wesentlich auch des Gebets und der Stille vor Gott bedarf."
Und so geht dieser Abend des 20. Septembers 2010 zur Neige. Die Hoffnung aus der stimmigen Atmosphäre aber bleibt, dass im einen oder anderen Herzen ein positiver Anstoß weiterwirkt.
Einige Stimmen von Teilnehmenden, die noch eine Weile nach dem Schlusslied "Gott, dein guter Segen" plaudernd beieinander gestanden sind:
"Die Atmosphäre war berührend."
"Schön, dass junge Menschen von beiden Seiten da waren."
"Es ist gut, dass so etwas in Ottakring möglich ist und seit Jahren gute Beziehungen zwischen Pfarren und Moscheevereinen bestehen."
"Am stärksten hat mich das gemeinsame stille Beten angesprochen."