"Lose" - die große Jugendmesse
"The making of" oder "was braucht man alles?"
Freitag vormittag gings los: 3 Lastwagen voll mit technischem Equipment kamen an. Um 6km Kabel, 50m² Bühnenfläche, 10.000Watt Ton und 55.000Watt Beleuchtung sowie insgesamt 7 Tonnen Equipment anzuliefern.
Dann gings los! Bis zu 20 Personen waren damit beschäftigt, die ganzen Dinge in der Kirche einzubauen. Der Altar wurde in der Mitte erhöht aufgebaut – dahinter eine grosse Videoleinwand. Scheinwerfer wurden in der ganzen Kirche verteilt, ebenso die ganzen Lautsprecher. Außerdem in den Seitenschiffen Bänke und in der Mitte Teppiche, um dem zu erwartenden Massen eine Sitzgelegenheit zu bieten.
Danke hier an den Kirchenchor, der seine Matinee am Sonntag vormittag umringt von Monitoren und Scheinwerfern abgehalten hat und ebenso an die Mitfeiernden der Vorabendmesse, die in die Kapelle "vertrieben" wurden.
Der Gottesdienst
Nach einer Liedprobe begann um 18.55 die größte Jugendmesse, die Neuottakring erlebt hat. Geschätzte 3000 Mitfeiernde waren gekommen. Wie nicht anders zu erwarten, waren die meisten Teilnehmer Jugendliche. Aber auch ältere Gesichter wurden in den Reihen gesichtet.
Wer aber eine Messe erwartet hat, in der halt moderne Lieder gesungen werden und wo da und dort ein wenig anders ist, der wurde eines besseren belehrt. Der ganze Wortgottesdienst wurde in einer gesamten Form gestaltet – bis hin zur Predigt, die eigentlich einige Jugendliche gehalten haben und Diakon Valenta nur als Moderator fungierte.
Zwanzig Kommunionspender haben dann die Hl. Kommunion – diesmal wirklich ungesäuertes Brot – zu den Gläubigen gebracht. Wobei es nicht leicht war, bis ganz nach hinten in unserer Kirche durchzukommen.
Nach dem Schlusssegen und dem begeisterten Applaus der Jugend gab es dann noch ein fulminantes Schlusslied der Band aus Simmering, die die Leute nicht nur zum Zuhören sondern zum Mitsingen gebracht hat.
Chill out
Kühl wars jedenfalls am Platz vor der Kirche. Aber auch ein leichter Nieselregen hat nicht dazu beigetragen, die begeisterten Menschen zu vertreiben. Nachdem den Trouble-Shootern gelungen war, die Nachbarn vom Kommissariat Ottakring davon zu überzeugen, dass keiner vor lauter Euphorie auf die Wattgasse läuft stand einer gelungenen Abschlussparty mit Würsteln, Mineral, Cola und Glühwein nichts mehr im Wege.
Thomas Spachinger
Interviews
TS: Iris, Du warst bei der Messe im Trouble-Shooter-Team. Gab es während des Gottesdienstes Probleme?
Iris Kunz: Während der ganzen Messe gab es keine Probleme. Alle Leute haben sich brav verhalten. Nur die Kirchenbänke waren gefährdet - aufgrund der großen Begeisterung der Jugendlichen!
TS: Wie hast Du die Messe mitbekommen und wie war Dein Eindruck?
Iris Kunz: Ich hab leider nur die Hälfte mitbekommen, weil ich als Trouble-Shooterin doch immer wieder hierhin und dorthin musste. Aber es war ein toller Stimmungsanstieg: Am Anfang noch eher ruhig und verhalten und gegen Ende hin immer mehr auf "Party"!
TS: Werner, Du warst bei der Messe Hauptzelebrant. Wie hast Du die Messe empfunden – mit der vollen Kirche?
Werner Pirkner: Es war toll, dass die Kirche so voll war! Und dass es wirklich ein Gottesdienst für und mit den Jugendlichen war und keine Show. Schön war es für mich außerdem, nicht alles selbst machen zu müssen. Die Stimmung hat sich von "lose" in Richtung "win" entwickelt.
TS: Du hast als Priester im Vergleich zu "normalen" Messen weniger Aufgaben gehabt. Wird dabei Deine Rolle als Vorsteher der Liturgie nicht herabgesetzt?
Werner Pirkner: Im Gegenteil - durch diese Aufteilung wird einerseits das allgemeine Priestertum aller Getauften stärker hervorgehoben. Und ich kann mich andererseits dann voll auf meine wesentlichen Aufgaben konzentrieren.
Eindrücke von Mitfeiernden
Die Passanten, die Sonntag Abend an der Kirche vorbeikamen, müssen sich wohl sehr gewundert haben, was da los ist. Ich war selber sehr überrascht als ich die vielen Lichter, die große Bühne und natürlich die Menschenmengen sah. Ich hätte mir nie gedacht, dass unsere Kirche einmal so voll sein wird. Die Musik war auch ein Wahnsinn – die Band war wirklich gut: Sie haben uns kein abgehobenes Solokonzert geliefert, sondern die ganze Masse mit den gut ausgesuchten Liedern mitgerissen. Es war eine tolle Stimmung. Schön fand ich auch das Lied zum Auszug, "I´ll be there for you", das auch das letzte Lied bei meiner Firmung vor einem Jahr war.
Einen kurzen Augenblick musste ich auch an die Diakonweihe denken – es ist erstaunlich, was diese Kirche und somit auch ihre Gemeinde schon alles erlebt hat!
Die gestrige Messe hat mir aber mit Abstand am besten gefallen und ich war stolz darauf, dass so ein Großevent bei uns stattfindet.
Barbara Meißl (16)
Es war ein Fest! Gottesdienst feiern mit allen Sinnen – in der eigenen Pfarre – mit 3000 begeisterten Menschen – von jung bis alt – der Altar in der Mitte – fetzige Musik mit guten Texten – keine Zeit der Stille, aber Hilfen zur Besinnung – durchgehend frohe Gesichter – die Erfahrung von LOSE nicht aufgehoben, aber zur Hoffnung von LIVE gewandelt – weiterfeiern beim CHILL OUT – Wiedersehen am 8.12. am Mexikoplatz
Rotraud Zeilinger (37)
Es war einfach super. Für mich als älteres Semester war es ganz wichtig "dabei-zu-sein". Vor ca. 40 Jahren - sogar ganz genau 40 - war ich Diözesanjugendführerin der KAJ - sowas legt man nicht ab und ich weiß wie wichtig so Großveranstaltungen für Jugendliche sind.
Für mich war heute schon beeindruckend wie von allen Seiten Jugendliche zur Kirche strömten – dann die volle Kirche, voll mit Jugend (sogar der Altpfarrer war beeindruckt). Es war schön zu erleben, dass hier kein "Mega-Event" mit viel Lärm, Licht etc. vor sich ging, sondern es wurde Gottesdienst gefeiert in einer wirklich guten Art. Der rote Faden "du bist kein Verlierer, bei allen Fehlern die du machst, wenn du dich von Jesus an der Hand nehmen lässt" war eine wirklich gute Botschaft, die jugendgemäß -– und nicht nur für Jugendliche – herüberkam. Der Bußritus – in Form der Pantomime; statt Lesungen erzählte Begegnungen mit Jesus und das Predigtgespräch, der Kanon, der alles nochmals auf den Punkt brachte... Musik und Licht haben alles gut unterstrichen. Es war sicher auch gut, nicht einen Hauptzelebranten heranzukurbeln, sondern den zuständigen Pfarrer zu nehmen, der in die Vorbereitung involviert war. – Danke allen für die viele Mühe.
Dass so eine Großveranstaltung mit fast 3000 Jugendlichen in Ruhe – ohne Krawalle – ohne Mistansammlung – aber voller Fröhlichkeit möglich ist, macht froh und gibt Hoffnung, dass Christen vielleicht doch die Welt verändern können.
Elisabeth Rathmayer (63)